Emobilität

Grundlagen
Routenplanung

First things first

Die Länge einer Etappe

Viel Streß kann man sich nehmen, wenn man eine längere Reise in Etappen unterteilt. So haben wir das auch beim #LoadTrip22 gemacht. Das macht das Reisen viel entspannter und zudem sieht man auch mehr von Land und Leuten. Natürlich gibt es Reiseanlässe, bei denen man nicht einfach drei Tage für die Anreise verbraten kann. Aber auch dann kann man durch die richtige Planung etwas gegen seine Ladeangst machen.

Noch kommt es ja immer wieder vor: Die Ladestation ist besetzt, defekt oder aus irgendeinem Grund will die App, der NFC Key oder die Kreditkarte einfach nicht mit der Ladesäule kommunizieren. Dann heißt es weiter fahren und die nächste, hoffentlich freie Ladestation ansteuern. Zugegeben solche Vorkommnisse hatten wir auch schon. Aber wenn man vorausschauend fährt, ist auch solch ein Zwischenfall überhaupt kein Grund um in Panik zu verfallen. Außerdem kommt das unserer Erfahrung nach sehr selten vor.

Unsere Zoe hat ja nach Witterungsverhältnissen und Beladung eine Reichweite von 275 bis 375 Kilometern. Als Mittelmaß nehmen wir also eine maximale Reisediszanz pro Batterieladung von 300 Kilometern an. Damit haben wir im besten Fall schon einen Puffer geschaffen. Trotzdem würden wir auf einer solchen Strecke mindestens einen kurzen Ladestopp einlegen. Auch um mal kurz auf die Toilette zu gehen und einen Kaffee zu trinken.

Für diesen kleinen Ratgeber zur Emobilität unterscheiden wir daher zwei verschiedene Trips: Die bis zur mittleren Reichweite und die darüber. Die von uns im Artikel angesetzte Entfernung von 300 Kilometer könnt ihr auch beliebig durch die tatsächliche Reichweite eures E-Auto-Modells ersetzen oder irgendeine andere, plausible Zahl an Kilometern.

Reisen bis zu einer Entfernung von 300 Kilometern

So lange ihr Reisen unternehmt, die unter eurer maximalen, tatsächlichen Reichweite liegen, ist alles kein Problem. Daher macht es auch Sinn, längere Reisen in einzelne Etappen dieser Länge zu unterteilen. Trotzdem legen wir auch bei solchen Etappen eine Ladepause ein. In der Regel bei etwa 30 % Restladung. Das hat zum Einen den Vorteil, dass man garantiert nicht mit weniger als 10 % irgendwo eine Ladestation aufsuchen muss und zum Anderen kann man so etwas hervorragend mit einer Kaffeepause oder jeder anderen Form von Erholung verbinden.

Berufskraftfahrer müssen nicht ohne Grund so genannte Lenkzeiten einhalten. Je länger man sich mit dem Auto fortbewegt, desto höher wird die Gefahr, durch Unachtsamkeit oder Ermüdung einen Fehler zu begehen. Eine Umfrage aus dem Jahr 2020 ergab, dass deutsche Autofahrer im Schnittschon einmal über 5 Stunden am Stück hinterm Steuer gesessen hat. Zugegeben, mit einem E-Auto eher eine utopische Fahrtdauer, aber der verlinkte Artikel zeigt auch, dass regelmäßige Pausen Sinn machen. Und wenn das Auto ohnehin steht, kann es auch laden.

So reist man nicht nur mit weniger Ladeangst, sondern auch erfrischter und entspannter.

Und wenn man eben nur einen Tagesausflug in der näheren Umgebung macht, dann sucht man sich am besten am Ausflugsziel eine Ladestation. Im besten Fall kann man dann den Ausflug noch ein wenig erweitern und Ziele anfahren, die man gar nicht auf dem Plan hatte.

Reisen über 300 Kilometer Entferung

Möglichkeit 1: Etappen

Teil eins war einfach, oder? Jetzt kommen wir sozusagen zu Stufe 2 der Emobilität. Reisen über 300 Kilometer Entfernung in Etappen. Das ist quasi das, was wir auf dem #LoadTrip22 gemacht haben. Insgesamt haben wir 3.092 Kilometer zurückgelegt. Allerdings an so gut wie keinem Tag mehr als 400 und niemals mehr als 250 am Stück.

Ein Beispiel: Wir planen für den #LoadTrip23, nach Caen zu fahren. Die Strecke von unserem Heimatstandort nach Caen beträgt 1.075 Kilometer. Also zerlegen wir diese Strecke in zwei Etappen. Etwa auf der Hälfte der Strecke, 617 Kilometer von Pinneberg entfernt, liegt Gent. Also ist die erste Etappe auf der Fahrt nach Caen Pinneberg – Gent, ie zweite Gent – Caen. So nehmen wir uns viel Zeitdruck und können entspannter reisen. Zudem müssten beide Strecken mit einem Ladestopp und aufladen am Abend machbar sein.

Den Ladestopp auf der Fahrt könnte man dann noch mit etwas Sightseeing verbinden. Zum Beispiel in Apeldoorn. Muss man aber nicht, wenn sich auf der Etappe nichts anbietet. Aber ganz ehrlich: Wo in Europa findet sich denn keine Sehenswürdigkeit?

Ihr seht, eigentlich ganz einfach, auch längere Strecken mit dem e-Auto zurückzulegen, wenn man ausreichend Zeit hat. Jetzt hören wir schon die Kritiker sagen: „Aber ich muss von A nach Z zu meiner Familie und das muss ich an einem Tag machen und das sind 700 Kilometer!“ Für euch haben wir etwas, genau nach eurem Geschmack! Es ist nämlich nicht unmöglich, diese Strecken mit einem e-Auto zu fahren. Und damit kommen wir zu

Möglichkeit 2: Ladestopps gut planen

Und dabei unterscheiden wir zwischen zwei Varianten. Mit oder ohne „Co-Pilot:in“. Die einfachere ist die mit Beifahrer:in. Dann fährt man einfach laut Navi los und bei etwa 50 % nimmt man die bevorzugte App und prüft, welche Ladestationen das Ziel sein könnten. Das geht zum Beispiel mit der Renault App oder Shell Recharge, aber auch unabhängige Apps wie ABRP (A better route planner) liefern hier gute Ergebnisse.

Das hat mehrere Vorteile. Zum Einen kann man dann relativ gut sicherstellen, dass die Ladestation mit einer hohen Wahrscheinlichkeit auch frei ist, zum Anderen hat man auch ein besseres Gefühl für den Verkehr und kann so Stauungen aussitzen oder umgehen. Wir tendieren nämlich zum Beispiel dazu, Ladestationen abseits der Autobahn anzusteuern. Solche auf Rasthöfen oder auch gleich in einer Ortschaft neben der Autobahn. Und man kann eine Ladepause auch vorziehen oder etwas weiter nach hinten schieben was die Strecke angeht. Denn man hat dann schon ein besseres Gefühl für den Stromverbrauch.

Die zweite Variante ist, wenn man ohne Beifahrer:in unterwegs ist. Dann kann man sich den Luxus der Flexibilität nicht unbedingt leisten. Es gibt zwar genug Apps, die auch mit beispielsweise Android Auto kompatibel sind, aber bisher keine, die uns wirklich zufrieden stellt. Daher ist unsere Vorgehensweise folgende:

Vor dem Start nehmen wir eine der oben genannten Apps und planen die Fahrt durch. Die Ladestopps legen wir in Google Maps als Favoriten an. So kann man sie schnell und einfach auswählen und ansteuern. Das gilt natürlich auch für jede andere Navigationssoftware. Das Problem ist ja, dass eine Ladestation auch kurzfristig defekt oder belegt sein kann. Dann heißt es umdisponieren. Man sucht sich die nächste, günstig gelegene Ladestation entlang der Route und steuert diese an.

Und das ist auch der Grund, warum man nicht mit 10 % als Batterieladung rechnen sollte. Man weiß ja nie, ob man nicht im schlimmsten Fall noch einen „Sprung“ machen muss. Das war bei uns bisher nicht der Fall. Aber die Ladeangst ganz verloren haben wir eben auch noch nicht. Während Mike ohne Probleme auch bis 15 % fahren würde, braucht Nina da noch etwas mehr „Saft“ im Akku. Aber da kann man sich ganz einfach ran tasten und jeder hat eben eine andere Komfortzone.

Ihr seht: Die Ladeangst ist gar nicht notwendig, wenn man etwas plant. Und je routinierter man wird, desto einfacher wird es auch, mal eben „einfach“ irgendwohin zu fahren.

Und die Ladeinfrastruktur in Deutschland wird ja auch immer besser. Und so kann es doch eigentlich nur das Gebot der Stunde sein, sich ein e-Auto zuzulegen.